Avifauna im nordwestlichen Burgenlandkreis
Teil II
Der Uhu brütet nachweislich seit 1992 im Gebiet. Es ist anzunehmen, dass sich diese Art auf Grund des sich verstärkenden Populationsdruckes im Süden in nördlicher Richtung weiter in unser Gebiet ausbreitet bzw. ausgebreitet hat. Zum heutigen Zeitpunkt sind bereits 5-6 Brutpaare nachgewiesen. Leider kommt es durch Störungen in den Revieren des Uhus und aufgrund von Verlusten an Stromleitungen sowie beim queren von Straßen immer noch zu erheblichen Verlusten. Auch die Windkraft spielt diesbezüglich in anderen Regionen eine nicht unwesentliche Rolle (nul-online). Die Sumpfohreule (Asio flammens) ist während der Zugzeit Gast im Unstrut-Triasland (ohne Foto).
Die Schleiereule wurde durch die verwilderte Haustaube von vielen ihrer Brutplätze verdrängt. Ein 1993 gestartetes Hilfsprogramm für diese Art, das Anbringen von Schleiereulen-Nistkästen, die für die Tauben unattraktiv sind, flächendeckend in geeigneten Gebäuden, sollte dem Brutplatzmangel Abhilfe schaffen. Leider gab es durch den Winter 2010/2011 wieder erhebliche die Bestandeseinbußen.
Die Eulen sind, neben der bereits erwähnten Schleiereule, durch den Waldkauz (Strix aluco), der in allen größeren Waldgebieten aber auch in Ortschaften und in Parks vorkommt, die Waldohreule (Asio otus), den Steinkauz (Athene noctua), für den Brutnachweise in den Kopfbaumbeständen der Aue nur bis 1985 vorliegen, und den eingangsbereits genannten Uhu (Bubo bubo) vertreten.
Die noch in meiner Kindheit und frühen Jugend in der Region vorgefundenen Waldohreulen-Winterschlafplätze, mit bis zu hundert und mehr Exemplaren, gehören aufgrund des Rückgangs der Art leider der Vergangenheit an.
Taggreifvögel
Der Seeadler (Haliaeetus albicilla) ist wie auch der Fischadler (Pandion haliaetus) nur seltener Gast im Unstrut- und Saaletal.
Die strukturierte Landschaft mit ihren offenlandflächen und Altholzbeständen bieten natürlich auch den einheimischen Greifvögeln ausreichende Möglichkeiten zum Horstbau und zur Jungenaufzucht. Dominierende Art ist der Mäusebussard (Buteo buteo), der nicht nur in den Wäldern, sondern auch in Feldgehölzen, Baumreihen in der Feldflur und gelegentlich sogar auf Obstbäumen horstet.
Der Charaktervogel des unteren Unstruttales ist jedoch der Rotmilan (Milvus milvus). Er besiedelt vorwiegend die kleinflächigen Laubwälder an den Hängen des Unstruttales und horstet auch gern auf den Großbäumen entlang des Flusslaufes. Der Schwarzmilan (Milvus migrans) ist mit seinem Vorkommen von 10-16 Brutpaaren in der Unstrutaue und hier speziell in Flussnähe vertreten.
Mehr zu Rot- und Schwarzmilan auf meiner
Der Sperber (Accipiter nisus) ist nach jahrzehntelanger Abwesenheit seit 1989 wieder Brutvogel im Gebiet. Sein Bestand beläuft sich zur Zeit auf 2-5 Brutpaare. Der Habicht (Accipiter gentilis), der mit höchstens noch drei Brutpaaren im Gebiet ansässig ist, schreitet in den größeren Waldungen zur Brut. Der Bruterfolg, der durch entsprechende Horstkontrollen überwacht wird, ist sehr wechselnd, meist jedoch sehr gering.
Durch seine unauffällige Lebensweise wird der Wespenbussard (Pernis apivorus) oftmals übersehen. Dennoch wird der Brutbestand im Gebiet auf 1-3 Brutpaare geschätzt. Der Horst auf dem unteren Bild wurde 2011/2012 Opfer von Forstmaßnahmen im Betreuungswald. Den Horst konnte man allerdings nicht übersehen!
Der Baumfalke (Falco subbuteo) ist in den letzten Jahren wieder mit 2-3 Brutpaaren heimisch. Er nutzt für sein Brut und Jungenaufzucht vorwiegend alte Krähennester in Gehölzbeständen und auf Gittermasten
Die Rohrweihe (Circus aeruginosus), die vorwiegend in größeren Röhrrichtbeständen nistet, aber auch Getreidefelder als Nistplatz nicht verschmäht, ist im Gebiet mit 3-5 Brutpaaren vertreten. Kornweihe (Circus cyaneus) und Wiesenweihe (Circus pygargus) sind im Gebiet nur selten während ihres Zuges anzutreffen.
Der Turmfalke (Falco tinnunculus) ist vorwiegend in den Ortschaften, an Gebäuden und E-Masten mit entsprechenden Brutmöglichkeiten, aber auch auf Einzelbäumen und Baumreihen, dort alte Krähenhorste zur Brut nutzend, als Brutvogel zu finden. Gern nimmt er auch die ihm in den Trafotürmen angbotenen Nistkästen an.
Auch der Wanderfalke (Falco perigrinus) ist seit einigen Jahren wieder Brutvogel im Burgenlandkreis. Derzeit sind es 3-4 Brutpaare die erfolgreich Nachwuchs aufziehen. Probleme gibt es mit dem Uhu, der bereits mehrfach während der Brutzeit einen Wanderfalkenaltvogel geschlagen hat. Das ist der Lauf der Natur. Man möchte beide Arten nicht missen.
Die Rabenvögel sind mit Eichelhäher (Garrulus glandarius), Elster (Pica pica), Rabenkrähe (Corvus corone corone), Dohle (Corvus monedula) und Kolkrabe (Corvus corax) im Gebiet heimisch. Der Kolkrabe, der ehemals landesweit als stark bedroht eingestuft war, siedelte sich im Laufe seiner Wiederausbreitung Anfang der 80er Jahre im Gebiet an. Der derzeitige Brutbestand beträgt im nordwestlichen Teil des Burgenlandkreises um die 25 Brutpaare. Neben den Bruten in Altbuchenbeständen wurde 1993 erstmals eine Brut auf einem Freileitungsmast in der offenen Feldflur sowie einer in einer Felswand festgestellt. Mittlerweile gibt es bereits 6-7 Mastbruten pro Jahr. Der Kolkrabe beginnt bereits Ende Januar/Anfang Februar mit seiner Brut. Durch die intensivierte Forstwirtschaft mit Holzungsmaßnahmen bis in den April und Mai hinein und die verstärkte Freizeitnutzung unserer Wälder werden allerdings einige der Bruten aufgegeben. Bei der einen oder anderen aufgegeben vorgefundenen Brut liegt der Verdacht nahe, dass der Horst ausgeschossen wurde.
Die Dohle (Corvus monedula) war aus allen Ortschaften, in denen sie heimisch war, verschwunden. In Bad Bibra erlosch der Bestand von 12-15 Brutpaaren 1986 nach der Sanierung des Kirchendaches. Seit 2020 soll wohl wieder ein Brutpaar heimisch geworden sein. Zwei Brutkolonien im Bereich der Neuenburg (Dicker Wilhelm) und im Stadtgebiet Freyburg (Kirche St. Marien) sind leider nur noch unstet besetzt. Vor wenigen Jahren siedelte sich zu meiner großen Freude eine kleine Kolonie in Memleben (Kirche) an, welche sicher einen Ableger der starken Kolonie in Wiehe darstellt. Nur wenige Kilometer flussabwärts wurden bei der artenschutzgerechten Sanierung des Wasserturmes in Nebra reichlich Nistmöglichkeiten für die Dohle vorgesehen. Vielleicht klappt es ja dort mit einer weiteren Ansiedlung.
Die Nebelkrähe (Corvus corone cornix) und die fruchtbaren Mischlinge aus Nebel- und Rabenkrähe sind jedes Jahr als Einzelexemplare auf den landwirtschaftlichen Flächen zu sehen.
Siehe zu den Rabenvögeln auch meine Rabenvogelseite!
Auch die großflächigen Trockenbereiche an den Hängen zur Unstrut und den daran anschließenden Plateauflächen, die durch den Wechsel von Trocken- und Halbtrockenrasen, Gebüschen, Streuobstbeständen und Trockenwäldchen geprägt sind, weisen eine artenreiche Avifauna auf.
In diesen Lebensräumen kommen unter anderem Arten wie Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), die Dorngrasmücke (Sylvia communis), die Zaun-oder Klappergrasmücke (Sylvia curruca), der Wendehals (Jynx torquilla), der Grünspecht (Picus viridis), der Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus), vereinzelt die Heidelerche (Lullula arborea), immer noch im Rückgang begriffen die Goldammer (Emberiza citrinella), häufiger der Fitislaubsänger (Phylloscopus trochilus) und die Turteltaube (Streptopelia turtur) und der Rotrückenwürger (Lanius collurio) vor.
Eine sehr wildkrautreiche Ödlandfläche bei Karsdorf beherbergt bereits seit über 30 Jahren ein stabiles Grauammervorkommen, welches einen Umfang von 5-10 Brutpaaren aufweist. Die Grauammer (Emberiza calandra) hat sich nach Auffassung der hier tätigen Ornithologen, von dort immer wieder fast sternförmig in umliegende ähnlich geeignete Gebiete ausgebreitet. Die Anfangs meist jedoch nach 1-2 Jahren wieder verwaisten Gebiete, weisen heute aufgrund des allgemeinen Positivtrends bei dieser Art, offensichtlich wieder stabile Bestände auf.
Der Grünfink, ein sogenannter „Allerweltsvogel“, ist einer der Arten die nach meinem Empfinden die größten Bestandseinbußen hinnehmen mussten. Noch vor 20 Jahren hörte ich bei meinen Exkursionen im Offenland alle paar Meter einen Grünfink singen und fand im Umfeld ein besetztes Nest dazu. Heute ist in diesen Bereichen nur noch ein Bruchteil des damaligen Bestandes festzustellen. Auch am Futterhaus, an dem er neben dem Haussperling dominierte ist kaum noch ein „Grünling“ zu finden.
Der Neuntöter hat sich in den letzten Jahren einen neuen Lebensraum erschlossen. Immer häufiger finde ich bei der Rohrsängersuche auf Gelege des Neuntöters in Röhrichtbeständen entlang der Flutgräben in der Unstrutaue.
In der freien, meist völlig durch landwirtschaftliche Intensivierungsmaßnahmen ausgeräumten, Ackerlandschaft beschränkt sich das Artenspektrum auf nur wenige Arten. Neben der noch häufigen Feldlerche (Alauda arvensis) kommt in diesen Bereichen die Wachtel (Coturnix coturnix) und leider nur noch vereinzelt das Rebhuhn (Perdix perdix) und der Fasan (Phasianus colchicus) vor.
Der Fasan (Phasianus colchicus) ist lange nicht mehr so häufig anzutreffen wie vor ca. 40 Jahren, als ich mit der Ornithologie angefangen habe. Seitens der Jäger wird die Meinung vertreten, dass die Greifvögel am Rückgang schuld sind. Es ist aber eher auf die nach wie vor lebensfeindliche Landwirtschaft, welche nach wie vor neben der intensiven Feldbewirtschaftung in Hecken und Feldsäume eingreift, sowie auf die Bejagung zurückzuführen!
Die Heckenbraunelle (Prunella modularis) ist eine durch ihre Lebensweise eher unauffällige Art. Die Heckenbraunelle lebt oft im Dickicht und Unterwuchs in Wäldern, an Waldrändern sowie in Hecken und Gebüschen. Das Nest liegt meist gut versteckt in Bodennähe, in dichtem Gebüsch oder jungen Nadelbäumen.
Die Wacholderdrossel (Turdus pilaris) kommt im Beobachtungsgebiet leider nur noch mit wenigen Brutpaaren vor. In meiner ornithologischen Anfangszeit, insbesondere in den 90er Jahren war die Wachholderdrossel im Unstruttal noch sehr häufig vertreten. 1981 fand ich 47 Bruten in 4 Kolonien. Heute freue ich mich schon über 1-2 Einzelbruten. Auch die großen Winterschwärme sind heute Geschichte. Die Rodrossel (Turdus iliacus) ist eine nordische Art die bei uns vor allem zu den Zugzeiten im Frühjahr und Herbst häufig zu beobachten ist.
Die vorwiegend naturnahen Waldbestände mit einem nicht geringen Altholzanteil bieten einer Vielzahl waldbewohnender Arten Lebensraum und vielfältige Nistmöglichkeiten. Von den zahlreichen Sperlingsvogelarten sind Kleiber (Sitta europaea), Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla), Waldbaumläufer (Certhia familiaris), Misteldrossel (Turdus viscivorus), Singdrossel (Turdus philomelos), Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla), Weidenlaubsänger (Phylloscopus collybita), Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix), Wintergoldhähnchen (Regulus regulus), Sommergoldhähnchen (Regulus ignicapillus), Grauer Fliegenschnäpper (Musicapa striata), Baumpieper (Anthus trivialis), Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes), Star (Sturnus vulgaris), Erlenzeisig (Carduelis spinus), Gimpel (Phyrrhula phyrrhula), Pirol (Oriolus oriolus) und auch Haubenmeise (Parus cristatus), Tannenmeise (Parus ater), Sumpfmeise (Parus palustris), Weidenmeise (Parus montanus), Schwanzmeise (Aegithalos cautatos) sowie in den Randbereichen die Nachtigall (Luscinia megarhynchos) zu nennen. Auch Singdrossel (Turdus philomelos) und Amsel (Turdus merula) sind im Wald aber auch in anderen mit Gehölzen bestandenen Lebensräumen anzutreffen.
Der Star (Sturnus vulgaris) ist längst nicht mehr der häufige Singvogel wie in meinen Jugendjahren. Auch dieser früher sogenannte „Allerweltsvogel“ (ich kann diesen Begriff übrigens nicht ausstehen) hat, wie viele andere Singvögel, stark in seinen Beständen abgenommen.
Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue auf die Ankunft „unserer“ Stare auf dem Nussbaum in unserem Garten. Oft besuchen sie uns sch0n zeitig im März und singen bereits ein paar Strophen. Mitte April haben dann 2 bis 5 Brutpaare ihre Nistkästen bezogen.
Die Spechte in den Wäldern sind durch Kleinspecht (Dendrocopos minor), Buntspecht (Dendrocopos major), Mittelspecht (Dendrocopos Mediums), Grauspecht (Picus canus) und Schwarzspecht (Dryocopos martius) vertreten.
Bedingt durch das Vorkommen des Schwarzspechtes (Dryocopus martius) in allen größeren Waldgebieten mit Altbuchenbestand und dem dadurch entsprechend großen Höhlenangebot, ist das Vorkommen der Hohltaube (Columba oenas) mit etwa 25-30 Brutpaaren noch gesichert. Durch das durch die Trockenheit in den letzten Jahren beeinflusste Rotbuchensterben, vor allem auch in den Hangwäldern im Unstruttal, wo die alten Rotbuchenbestände stark betroffen sind, kann es zu erheblichen Bestandseinbußen kommen.
Ein seltener Gast in den Waldgebieten ist der Zwergfliegenschnäpper (Ficedula parva). Während der Zugzeit häufiger anzutreffen sind Seidenschwanz (Bombycilla carrulus), Birkenzeisig (Carduelis flammea flammea), Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra), Bergfink (Fringilla montifringilla) und Waldschnepfe (Scolopax rusticola).
In den Ortschaften kommen neben Mehlschwalbe (Delichon urbica), Rauchschwalbe (Hirundo rustica), Mauersegler (Apus apus), Türkentaube (Streptopelia decaocto), Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), Gartengrasmücke (Sylvia borin), Bachstelze (Motacilla alba alba), Stieglitz (Carduelis carduelis), Girlitz (Serinus serinus) und natürlich dem Haussperling (Passer domesticus domesticus) auch die Schleiereule (Tyto alba) vor. Die ehemals häufige Haubenlerche (Galerida cristata) ist zwischenzeitlich fast vollständig aus den Ortschaften und Industriegebieten verschwunden.
Ein typischer Wald- und Parkbewohner ist der Zaunkönig (Troglodytes troglodytes). Leider sind auch seine Bestände auffällig zurückgegangen!
„Alles was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand“
Charles Darwin