Beweidungsprojekte im Burgenlandkreis
1. Beweidungsprojekt „Rödel I“
2. Beweidungsprojekt „Zeitzer Forst“
3. Beweidungsprojekt „Bergbaufolgelandschaft Kayna-Süd“
4. Beweidungsprojekt „Rödel II“ (Ziegenweide I)
5. Beweidungsprojekt „Rödel III“ (Ziegenweide II)
6. Beweidungsprojekt „Tagebaurestloch Pirkau“
7. Beweidungsprojekt „Hayneberg bei Freyburg“ (im Aufbau)
Beweidungsprojekt „Rödel I"
Beweidung mit Konik-Polski-Pferden
Im Bereich des Naturschutzgebietes „Tote Täler“ bei Freyburg wurde im Frühjahr 2009 auf Initiative der verschiedenen Akteure (zuständige Behörden, Flächen-eigentümer und Bewirtschafter) auf einer Teilfläche des Schutzgebietes mit einer Größe von über siebzig Hektar, ein Beweidungsprojekt mit Konik-Pferden ins Leben gerufen.
Der „Rödel“, ein ehemaliger Truppenübungsplatz, ist Bestandteil des Naturschutzgebietes „Tote Täler“, welches insbesondere durch seine wertvollen Trocken- und Halbtrockenrasen und verschiedene, naturnahe Waldgesellschaften geprägt ist.
Durch unterschiedliche Standortbedingungen (trocken bis feucht) sowie den Übungsbetrieb dieser Streitkräfte hat sich dort ein vielfältiges Mosaik unterschiedlicher Lebensräume für eine Vielzahl von geschützten und seltenen Tier- und Pflanzenarten herausgebildet.
Die hohe Artenmannigfaltigkeit dieses Gebiet führte dazu, dass dieses als europäisches Schutzgebiet (Natura 2000- Gebiet nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU) mit einer Gesamtgröße von 826 Hektar ausgewiesen wurde.
Die hohe Schutzwürdigkeit des Naturschutzgebietes ergibt sich aufgrund des Vorkommens von verschiedenen Vogelarten entsprechend des Anhangs 1 EU-Vogelschutzrichtlinie, z. B. Neuntöter, Sperbergrasmücke, Heidelerche und Rotmilan als Brutvögel sowie Lebensraumtypen (z. B. lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen sowie naturnahe Kalktrockenrasen – hier oft besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen), feuchte Hochstaudenbereiche und Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald nach Anhang I der FFH – Richtlinie.
Seit Aufgabe des Truppenübungsplatzes und später der traditionellen Schafhutung unterliegen die Offenlandflächen zunehmend der Sukzession und Verfilzung. Gerade die nach Anhang I der FFH-Richtlinie wertvollen Offenlandlebensräume wie z.B. die naturnahen Kalk-Trockenrasen sind durch die fortschreitende Verfilzung, Verbuschung und auch Bewaldung bedroht. Das Ziel des laufenden Beweidungsprojektes ist es auf den der Sukzession unterworfenen Offenlandflächen schrittweise die Verfilzung der Halbtrockenrasen sowie die aufkommende Gehölzvegetation zurückzudrängen und dadurch die Lebensräume der wertvollen Offenlandarten für die Zukunft zu sichern.
Bienenragwurz
Bereits seit Herbst 2009 läuft begleitend zum Projekt ein Monitoring, welches einerseits der Erfolgskontrolle sowie zur gezielten Steuerung der Beweidung dienen soll.
Natürlich gab und gibt es, wie sicher zu jedem Projekt, auch wenige negative Stimmen. Vor allem eine angebliche Ausgrenzung von Wanderern von der Rödelfläche war hier der Hintergrund.
Diese Argumentation ist jedoch völlig haltlos, da eine Begehung aufgrund der geltenden Rechtsverordnung zum Naturschutzgebiet „Tote Täler“ (LVwA) außerhalb bestehender Wege verboten ist, aber andererseits auch ein „Weg“ zur Querung des Gebietes aus der Weidefläche ausgegrenzt wurde.
Rödel besser mit Schafen beweiden?
Andere sind der Meinung, dass die Beweidung des Rödelplateaus mit Schafen und Ziegen erfolgen sollte. Die für die Ganzjahresbeweidung notwendige Einzäunung stelle einen Schritt rückwärts dar. Leider sehen diese Leute nicht, dass für ein Schutzgebiet von solcher Bedeutung (NSG, FFH) nicht der Tourismus und die privaten Interessen Einzelner im Vordergrund stehen. Wäre die Beweidung in den letzten Jahren erfolgreich und abgesichert gewesen, wäre dieser aufwendige Schritt die Beweidung umzustellen sicher nicht notwendig gewesen?!
Ich habe den Inhalt eines entsprechenden Artikels in der Tagespresse, insbesondere in Hinsicht auf den Sinn des Beweidungsprojekts, nicht wirklich verstanden. Geht’s im NSG und FFH-Gebiet um Politik oder Naturschutz??? Leider ist der Artikel nicht mehr verfügbar!
Die Erklärungen, insbesondere die Verhaltensregeln, sind zwar schön gedacht, doch eine große Anzahl von Besuchern schert sich nicht um Regeln. Die Weidetiere werden direkt aufgesucht und gefüttert. Die Begehung kreuz und quer über die Beweidungsfläche ist an der Tagesordnung.
2. Beweidungsprojekt „Zeitzer Forst“
Wie auch beim Rödel wurden die betreffenden Flächen seit Beginn der 50er Jahre durch die Westtruppen der damaligen sowjetischen Streitkräfte als Truppenübungsplatz genutzt. Der heute von weiten Offenlandbereichen geprägte Teil des Zeitzer Forstes verdankt seine wertvollen Graslandschaften vor allem der jahrelangen Befahrung mit Militärfahrzeugen (Panzern ect). Seit Herbst 2009 werden größere Offenlandbereiche im Norden des Zeitzer Forstes ganzjährig im Rahmen eines Beweidungsprojektes gepflegt.
3. Beweidungsprojekt „Bergbaufolgelandschaft Kayna-Süd"
as Gebiet stellt einen ehemaligen Braunkohlentagebau dar. Vor 40 Jahren war hier noch eine durch den Braunkohleabbau erzeugte „Mondlandschaft“, welche für viele Menschen einen Schandfleck in unserer Landschaft darstellte. Heute befindet sich hier ein Tagebausee mit einerseits vielfältigen Freizeitmöglichkeiten und anderseits ein Rückzugsgebiet für seltene und gefährdete Vogelarten. Nicht ohne Grund wurde die Bergbaufolgelandschaft als EU-Vogelschutzgebiet in das europaweite Schutzgebietssystem Natura 2000 aufgenommen. Nun heißt es dieses Gebiet in seiner Strukturvielfalt zu erhalten. Ein richtiger Schritt in diese Richtung wurde mit der Ausweisung eines Teiles des Tagebaus als Vogelschutzgebiet sowie Naturschutzgebiet und nicht zuletzt durch das von der unteren Naturschutzbehörde initiierte Beweidungsprojekt getan.
Mehr zum Vogelschutzgebiet und Naturschutzgebiet findet Ihr auf folgenden Seiten:
Vogelschutzgebiet: Standard-Datenbogen
Naturschutzgebiet: Verordnung
4. Beweidungsprojekt "Rödel II" - Ziegenbeweidung I
Die steilen Hanglagen an den Westhängen des „Rödels“ (NSG „Tote Täler“) wurden bisher nur im Rahmen von Arbeitsfördermaßnahmen und teilweise durch Schafe gepflegt. Da die Hänge jedoch für die Schafbeweidung in Teilbereichen zu steil, zu schotterig und bereits zu stark verbuscht sind, nun wurde eine Ziegenstandbeweidung mit einer Größe von ca. 10 Hektar eingerichtet. Die Trockenrasen und Pionierfelsfluren im Unteren Unstruttal, wie hier bei Freyburg, zählen zu den naturschutzfachlich sehr wertvollen Offenlandlebensräumen. Sie sind durch zahlreiche Vorkommenseltener geschützter Pflanzen- und Tierarten gekennzeichnet. Durch die immer seltener werdende traditionelle Pflege dieser Standorte, verschlechtert sich in leider im größeren Bereichen der bisher teilweise gute bis sehr gute Erhaltungszustand, insbesondere durch die voranschreitende Verbuschung, Vergrasung und Verfilzung der Flächen. Um diese auch kulturhistorisch sehr wertvollen Flächen (alte Weinbergslagen mit Trockenmauern, Steinriegeln usw.) zu erhalten bzw. wiederherzustellen, wurde das Ziegenbewetungsprojekt ins Leben gerufen.
Die Beweidung erfolgt set Frühjahr 2012 auf drei teilweise noch einmal unterteilten Flächen in Rotation. Da Ziegen einen hohen Anteil (bis zu 60%) ihres Nahrungsspektrums aus Gehölzen decken und auch sehr „geländegängig“ sind, sollten sie der Aufgabe (Zurückdrängung des Gehölzaufwuchses) gewachsen sein. Besonders wichtig ist die Tatsache, dass die Maßnahme für die nächsten 20 Jahre abgesichert ist!
Ein großes Dankeschön an die Initiatoren!!!
Der erste Teil Ziegen ist bereits auf der ersten Teilfläche unterwegs. Der aufmerksame Beobachter kann sie bereits aufgrund ihrer überwiegend weißen Färbung auf der Weide „leuchten“ sehen. Die Burenziege stammt aus Südafrika. Sie wird aufgrund ihres ruhigen Gemüts und ihrer geringen Kletterfreudigkeit gern in der Landschaftspflege eingesetzt. Sie ist aufgrund ihrer Herkunft ein trockenwarmes Klima gewöhnt und kann sich als guter Kletterer ohne große Probleme in den teilweise sehr steilen Hanglagen gut bewegen.
Leider sind dem Projekt gegenüber nicht alle Menschen aus dem Umfeld aufgeschlossen. Mehrfach wurden während der Aufbauphase Weidezäune sinnlos zerstört!
Die Ziegen sind nun im September auf der fünften und damit letzten Teilfläche angekommen. Dort werden sie noch bis Ende November ihre wertvolle „Arbeit“ verrichten. Auf den vier bereits in 2012 beweideten Teilflächen kann man bereits erste Ergebnisse sehen. Die Bodenvegetation und auch die reichlich vorhandenen Gebüsche wurden stark verbissen, entlaubt und teilweise geschält. Natürlich treiben die meisten Gebüsche kurzfristig wieder aus, sie sind jedoch augrund des Verbisses in ihrer weiteren Entwicklung gehemmt oder sterben nach mehrfach wiederholtem Verbiss sogar ab.
Bereits seit Herbst 2009 läuft begleitend zum Projekt auf dem Rödelplateau (Beweidung mit Koniks) ein Monitoring, welches sich auch auf die „Ziegenweiden erstreckt. Auch hier dient dieses Projekt der Hochschule Anhalt der Erfolgskontrolle sowie der gezielten Steuerung der Beweidung. Bei Änderungen des Erhaltungszustandes der hier betroffenen Lebensraumtypen kann somit kurzfristig auf einerseits die Besatzstärke (Anzahl der Ziegen) oder andererseits den Beweidungszeitpunkten hinsichtlich bestimmter Arten der Flora und Fauna hingewirkt werden.
5. Beweidungsprojekt "Rödel III" - Ziegenweide II
Auf einer weiteren wertvollen Hangfläche innerhalb des Naturschutz- und FFH-Gebietes „Tote Täler“ wurde ein weiteres Ziegenbeweidungsprojekt ins Leben gerufen. Auf einer ca. 4 bis 5 Hektar großen überwiegend mit Halbtrockenrasen ausgestatteten Fläche weiden um die zwei Dutzend Ziegen. Ihre Aufgabe ist es den immer wieder manuell zurück geschnittenen Gehölzaufwuchs wirksam durch Verbiss zurück zu drängenHintergrund der Maßnahme ist es die naturnahen Kalktrockenrasen mit Beständen seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten Auf den Flächen des bereits 2011 ins Leben gerufenen Projekts, kann man meiner Meinung nach bereits große Fortschritte wahrnehmen.
Folglich sind die Erhaltungszustände dieser Lebensräume und Arten zu schützen bzw. ist die positive Weiterentwicklung (Verbesserung des Erhaltungszustandes) sicherzustellen. Der Erhalt ist derzeit allerdings durch die sich stark ausbreitende Verbuschung akut bedroht.Durch eine Beweidung während der Vegetationsperiode kann ein großer Anteil der Biomasse abgeschöpft werden, um den Standort auszuhagern und einer Nährstoffakkumulation entgegen zu wirken.
6. Beweidungsprojekt "Tagebaurestloch Pirkau"
Mit dem Beweidungsprojekt sollen neben den charakteristischen Offenlandarten (wie z. B. Wachtel, Dorngrasmücke, Feldlerche, Schafstelze und Grauammer) auch Arten der halboffenen Lebensräume, wie z.B. Neuntöter, Wendehals, Wiedehopf, Brachpieper, Steinschmätzer, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen und Sperbergrasmücke unterstützt werden.
Da das Areal über die bereits bezeichneten Weideflächen hinaus auch mit einem „Restsee“ und ausgedehnten Rohbodenflächen ausgestattet ist, bietet dieses auch einen hervorragenden Lebensraum für weitere interessante Arten. Das sind z.B. Hauben- und Zwergtaucher, Uferschwalbe, Bienenfresser, Kiebitz, Rohrweihe und Zwergtaucher.
Auch als Nahrungsfläche ist das Gebiet insbesondere für Arten wie Rot- und Schwarzmilan, aber auch den Wespenbussard, interessant.
Auf der mit einem Elektrozaun gesicherten Fläche erfolgt eine Beweidung ganzjährig und extensiv mit einer robusten Rinderrasse.
Beweidungsprojekt „Hayneberg bei Freyburg“
„Alles was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand“
Charles Darwin