Wegbegleiter
Hier möchte ich an Wegbegleiter oder besser an Weggefährten erinnern, welche mich neben meinen Eltern, die mein Interesse am Naturschutz schon von frühester Jugend unterstützten, für das Thema Natur- und Artenschutz sensibilisiert und inspiriert haben.


Ingeborg Falke (geb. am 31. März 1912 – gest. 28. Juni 1998)
Ingeborg Falke übernahm von 1977-1997 das Ehrenamt als Kreisnaturschutzbeauftragte im Kreis Nebra. Im damaligen Kreis Nebra gab es so um die 60 Naturschutzhelfer. Ingeborg Falke tat alles dafür dieses ganz „eigene Völkchen von Naturfreunden“ zusammenzuhalten. Sie „belieferte“ Interessierte mit Literatur aus der Kreisnaturschutzbibliothek, für deren Aktualität sie immer sorgte, sprach mit ihnen über Sorgen und Nöte und baute sie bei Rückschlägen immer wieder auf. Bei Problemen war sie immer zur Stelle und ihre Unterstützung und Hilfe war einem immer gewiss! Ich könnte über die gemeinsamen Stunden mit ihr, bei Arbeitseinsätzen, Exkursionen, vielen sehr erbaulichen Gesprächen, Zusammenkünften im damaligen „Naturschutzhelfer-Kollektiv“, bei Streitgesprächen mit „Natursündern“ und vielem mehr, unzählige Anekdoten zum „Besten“ geben. Ihre Zielstrebigkeit und Ausdauer bei der Naturschutzarbeit, ihre Freundlichkeit, ihre Standhaftigkeit und ihr Mitgefühl aber auch ihr Einfühlungsvermögen und vor allem ihre Sicht der Dinge werden mir ewig in Erinnerung bleiben. Sie hat nicht nur mir den Blick für das große Ganze und die Details im Naturschutz geschärft!
Sie sagte zu mir „Junge, du kannst nicht nur Ornithologe sein. Ein Naturschützer muss sich, um etwas zu erreichen, in allen/vielen Bereichen Wissen aneignen“. Wie recht sie doch hatte!
Ingeborg Falke hat sich vehement für die Erhaltung der bestehenden Naturschutzgebiete und Ausweisung neuer Schutzgebiete und -objekte eingesetzt. Auch eines der ersten Schutzgebiete für die Feldflora entstand aufgrund ihres Engagements im damaligen Kreis Nebra.
Das Pilzschutzgebiet auf dem Rödel, dessen Unterschutzstellung Ingeborg Falke auf Anregung des Pilzexperten Herrn Manfred Huth, Freyburg, veranlasst hat, befand sich unweit eines Truppenübungsplatzes der GUS-Streitkräfte. Da auch im Pilzschutzgebiet immer wieder Schäden durch den Übungsbetrieb auftraten, veranlasste Ingeborg Falke, nachdem Verhandlungen mit der Kommandantur in Naumburg nicht so recht fruchteten, die Herstellung entsprechender Schilder in russischer Sprache.




Rudolf Wendling (geboren 19.11.1937 – gest. 26.05.2022)
Rudolf Wendling war neben und auch schon vor Ingeborg ein wichtiger Wegbereiter des Naturschutzes im ehemaligen Kreis Nebra, im Landkreis Nebra und später im Burgenlandkreis.
Rudolf war von 1963 bis 1967 Kreisnaturschutzbeauftragter im damaligen Kreis Nebra.Durch sein Wissen, welches er gerne weitergab und sein Engagement für den Natur- und Artenschutz hat er die Naturschutzentwicklung in unserer Region wesentlich beeinflusst. Neuausweisungen und Erweiterungen von NSG, die Ausweisung von Flächennaturdenkmalen und die Unterschutzstellung von vielen Naturdenkmalen sind auch auf seine Anregung hin und unter Zuhilfenahme seiner Überzeugungskraft erfolgt. Auch Artenschutzprojekte, wie unter vielen anderen die Unterstützung der Wiederansiedlung von Wanderfalke und Uhu erfolgen federführend durch Rudolf Wendling. Ende der 90er war er auch sehr aktiv in der Gesellschaft für Natur und Umwelt gegen den weiteren Unstrutausbau aktiv. Gern erinnere ich mich an unsere damals fast konspirativen Treffen zu diesem Thema bei Ingeborg. Ich selber wurde damals, vor über 40 Jahren, über einen guten Freund von Rudolf, meinem damaligen Geschichtslehrer, Herrn Helmut Schmidt, welcher auf mein Naturinteresse aufmerksam wurde, mit ihm bekannt gemacht. In der Folge war ich recht häufig mit Rudolf Wendling, bei kleinen und großen Exkursionen und Arbeitseinsätzen, z. B. in den NSG „Steinklöbe“, „Forst Bibra“ und „Neue Göhle“, unterwegs. Rudolf hat gern sein breites Wissen geteilt und mir als jungen Naturschützer teils erste Einblicke in die Botanik, Herpetologie, Gesteinskunde, Archäologie und vieles mehr gegeben. Meine ornithologischen Ambitionen hat er unterstützt und mir auch auf diesem Gebiet viel zusätzliches Wissen vermittelt. Es gibt viele kleine Episoden mir Rudolf an die ich mich oft und gern erinnere. Eine davon sind unsere gemeinsamen nächtlichen Exkursionen im Zusammenhang mit der Hirschbrunft Anfang der 80er Jahre im Ziegelrodaer Forst, bei welcher wir den Großteil der schon kalten Nacht auf dem Hochsitz oder im Schlafsack in einem Unterstand verbrachten. Auch die „Nonnefürzchen“ bei den „Naturschützer-Weihnachtsfeiern“ werden mir und auch meinem damals noch kleinem Sohn Jan ewig in Erinnerung bleiben. Gerne denke ich auch an seine Ausführungen zu archäologischen Themen, wie die Herstellung von Faustkeilen und Pfeilspitzen, über die Stich- und Bandkeramiker oder auch zu Themen der Astronomie zurück, welche er oft auch praktisch untermalte.


Dr. Jochen Zaumseil (geb. 14.8.1933 – gest. 03.08.2023)
Dr. Jochen Zaumseil lernte ich bereits in den 80er Jahren bei ornithologischen Wanderungen und der praktischen Naturschutzarbeit im ehemaligen Kreis Nebra kennen. Er war ein hervorragender Kenner unserer heimischen Fauna und Flora. Er hatte eine besondere Gabe sein Wissen jungen Ornithologen, wie auch mir damals, weiterzugeben und zu vermitteln. Später war ich oft mit ihm zu Beringungstouren unterwegs, auf denen ich immer viel Neues zur Lebensweise, zu Unterscheidungsmerkmalen und besonders zu den Vogelstimmen erfuhr. Die Unterscheidung von zum Beispiel Sommer- und Wintergoldhähnchen, Sumpf- und Teichrohrsänger, Sumpf- und Weidenmeise sowie Garten- und Waldbaumläufer waren nach seinen Erklärungen plötzlich ganz einfach.
Eines seiner wichtigsten ornithologischen Tätigkeitsfelder war die wissenschaftliche Vogelberingung. Ihm war kein Laubbaum zu hoch um an die Horste von Mäusebussard, Rot- und Schwarzmilan, Habicht oder Kolkrabe zu kommen. Besonders wenn er die Horste der seit Anfang der 90er Jahre wieder heimischen Kolkraben erkletterte, konnte es einem schon nur beim unter dem Horstbaum stehend, schwummrig werden. Auch keine Schwarzspechthöhle war ihm zu hoch, um hoch oben junge Schwarzspechte oder Hohltauben zu beringen. Leider habe ich keine aktuellen Zahlen zu seinen Beringungen und den daraus resultierenden unzähligen Widerfunden. Bereits für Ende der 90er Jahre ist mir eine die Anzahl 18 500 Vogelberingungen in Erinnerung. Gern erinnere ich auch an die jährlichen Uferschwalbenberingungsaktionen, gemeinsam mit den Naumburger Ornithologen Georg Girbig und Willi Ernst sowie Frau Dr. Zaumseil.


Hartwig Jork (geb. 09.Oktober 1948 ges. 21.Dezember 2019)
Hier möchte ich an einen engagierten und liebenswerten Forstmann aus dem Burgenlandkreis erinnern. Hartwig Jork, war ein Forstmann und Naturschützer im Burgenlandkreis, ist am 21.12.2019 verstorben. Er hat sich nicht nur durch die Erfassung und Mehrung der Speierlingsbestände im Burgenlandkreis verdient gemacht, sondern hatte auch für Naturschutzthemen immer ein offenes Ohr. Er war viele Jahre Mitglied und Vorsitzender des Naturschutzbeirates des Burgenlandkreises. Hartwig Jork war einer der wenigen Forstmänner oder -frauen mit dem ich zu tun hatte, welcher dem Wald neben der heute oft bereits grenzwertigen forstlichen Nutzung offen auch andere gleichberechtigte Funktionen zusprach. Ich werde die bereichernden und konstruktiven Gespräche mit ihm, ob im dienstlichen oder privaten Bereich, immer in Erinnerung behalten.
Manfred Huth
im Aufbau

„Alles was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand“
Charles Darwin