Besonderes

Glockens Eck

 An der Unstrut westlich von Dorndorf befindet sich ein Prallhang, welcher als Flächennaturdenkmal (FND0052BLK) „Glockens Eck“ ausgewiesen ist. Dort wurden vom Fluss auf einer Länge von ca. 350 m und einer Mächtigkeit von bis zu 20 Metern, Gipse des Oberen Buntsandsteins (Röt, Glockenseck-Subformation) freigelegt. Beim „Glockens Eck“ handelt es sich wohl um den interessantesten Rötaufschluss der Saale-Unstrut-Region. Neben seiner geologischen Bedeutung weist das „Glockens Eck“, insbesondere auch auf, über und zwischen den Felsnasen, den prioritären FFH-Lebensraumtyp (LRT) 6240* subpannonische Steppen-Trockenrasen auf. Dieser LRT stellt einen wesentlichen und wertgebenden Bestandteil des FFH-Gebietes „Trockenrasenflächen bei Karsdorf und Glockenseck“ dar. Neben vielen anderen Artenkommen dort auch die für diesen LRT charakteristischen Arten Walliser Schwingel (Festuca valesiaca), Haar-Pfriemengras (Stipa capillata), Bartgras (Bothriochloa ischaemum), Dänischer Tragant (Astragalus danicus) und Zottige Fahnenwicke (Oxytropis pilosa) vor.

Zurzeit (Stand 12/2024) droht diesem Kleinod wieder einmal UNGEMACH! Der Unstrut-Radweg, welcher unmittelbar am /unter dem Gipsfelsen verläuft, wurde wie bereit 2012 schon einmal, wegen eines  drohenden Felssturzes  bis voraussichtlich 30.06.2025 gesperrt.

Ich hoffe, soweit sich die Gefahr für Passanten und Radfahrer bestätigt, auf eine nicht alles dem Radweg unterordnende Entscheidung. Immerhin unterliegt der LRT 6240* subpannonischer Steppen-Trockenrasen, ein prioritärer Lebensraum nach Anhang I der FFH-Richtlinie, einem besonderen Schutz. Ein Eingriff in die Felsbereiche würde zu unersetzbaren Verlusten der dortigen Steppenrasenflora führen!

Die Sage von „Glockens Eck(e)“

Vor vielen, vielen Jahren lebte in Gleina, eine halbe Wegstunde vom Unstruthang entfernt, ein reicher, aber über allen Maßen geiziger und hartherziger Bauer.

Wehe dem Bettler, der des Weges daherkam und seinen Hof betreten wollte! Unbarmherzig hetzte er seine scharfen Hunde auf ihn los. Auch in den schlimmen Kriegs- und Pestzeiten kannte er keinerlei Mitleid mit kranken, hungernden und leidenden Menschen.

Da er von Plünderungen meistens verschont geblieben oder doch sehr glimpflich davongekommen war, auch die Pest hatte ihn nicht befallen, rannte man im Dorfe und in der Umgebung einander zu: Bauer Glock muss mit dem Teufel im Bunde stehen!

Eines Tages kam ein alter Bettler auf den Hof des Bauern. Krankheit und Hunger hatten seinen Körper ausgemergelt. Mit schlotternden Knien, die zitternden Hände bittend erhoben, so stand er vor dem Bauern, ein Bild des Elends und des Jammers. Mit matter Stimme flehte er um ein Stücklein Brot. Dieser Anblick hätte selbst Steine erweichen können, nicht aber das harte Herz des Bauern. Barsch und ungehalten herrschte er den Alten an, er solle sofort den Hof verlassen. Doch der Alte ließ sich nicht abweisen und blieb. Da rief der Bauer seine großen Hunde herbei und hetzte sie auf ihn. Mit fletschenden Zähnen stürzten sich diese auf den alten und schwachen Mann und rissen ihn schließlich zu Boden. Einer packte ihn sogar an der Kehle und riss ihm eine tiefe Wunde. Das Blut floss über Brust und Schultern. Erst jetzt ließen die Hunde, einem Rufe ihres Herrn folgend, von ihm ab. Der Alte richtete sich noch ein letztes Mal und mit erlahmender Kraft auf und rief dem Bauern mit langsam verlöschender, aber eindringlicher Stimme zu: „Wehe dir, Bauer, dein Geiz soll dich verderben, und weder bei Tage noch bei der Nacht sollst du Ruhe finden!“ Mit diesem Fluch hauchte er sein armseliges Leben aus. Der Bauer ließ sogleich die Leiche vom Hofe schaffen, am Wegrande verscharren und gab sich den Anschein, als wenn weiter nichts geschehen wäre.

Aber der Fluch des Alten sollte ihn den ganzen. Tag über nicht aus dem Sinn gehen. Er arbeitete, wie nie zuvor und hoffte, auf andere Gedanken zu kommen und abends auch einen festen Schlaf zu finden. Aber kaum hatte er sich zum Schlafe niedergelegt, da schreckte er jäh wieder auf, rannte durch Stallungen und Scheunen, weil er glaubte, Diebe könnten ihm etwas vom Hofe tragen. Dann zog er die Pferde aus den Boxen, zäumte sie auf und jagte in die Flur, wo das Getreide zum Einfahren bereitstand. Dann trieb er die Pferde zurück zum Hofe. Und wie von einer dämonischen Gewalt beherrscht, suchte er auch hier wieder überall nach Dieben. Da der Wagen mit den Pferden noch im Hofe stand, jagte er zum zweiten Male auf die Felder, damit nur von seiner Ernte nichts weggetragen würde, Unbarmherzig hieb er auf die Pferde ein, und schweißtriefend kamen sie nach rasender Fahrt wieder zum Hofe zurück. Und zum dritten Male rannte er durchs Haus, durch Stallungen und Scheunen. Und plötzlich, wie von unsichtbaren Geistern gehetzt, sprang er erneut auf den Wagen, zu einer dritten Fahrt durch die Fluren seines Besitzes.

Inzwischen war, ein schweres Unwetter aufgezogen. Unheimlich grollte bereits der Donner, ab und zu zuckten Blitze durch die pechschwarze Nacht. Er schien das alles gar nicht zu bemerken. Nur noch rasender wurde seine Fahrt. Mit der schweren Peitsche schlug er auf die verängstigten Tiere ein, als gelte es, eine Wettfahrt mit dem heulenden Sturme zu veranstalten. Lenken konnte er die rasenden Pferde nun schon längst nicht mehr, so sehr er auch an den Zügeln riss. Immer schneller und schneller jagten sie schließlich dem Unstruthange zu. Plötzlich ging es bergab, und da waren auch schon die Felsen erreicht, unter denen das Unstrutwasser seinen Weg nahm.

Da fuhr ein gewaltiger Blitz hernieder, die Finsternis taghell erleuchtend, und im gleichen Augenblick stürzten Pferde und Wagen hinab in die Tiefe. Der entsetzte Schrei des Bauern ging unter im Krachen des Donners und im Heulen des Sturmes. So war der Fluch des sterbenden Alten in grauenvoller Weise und gar so schnell in Erfüllung gegangen. Den Felsen aber, den der Bauer mit seinem Gespann hinabstürzte, nennt man seitdem „Glockens Eck(e) – bis auf den heutigen Tag.

Quelle: Sagen und Legenden aus Nebra (Unstrut), gesammelt und neu erzählt von Rudolf Tomaszewski, Nebra 1987

„Alles was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand“

Charles Darwin

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