Der Kuckuck (Cuculus canorus)
Wenn man den Kuckuck das erste Mal im Frühling rufen hört, und dann seinen Geldbeutel dreimal schüttelt, dann vermehrt sich das Geld.
(Bauernregel)
Hab Ihr es nicht auch schon ausprobiert? Mit Erfolg? Lasst mich Eure Erfahrungen wissen!
Interessantes zum Kuckuck
Die Kuckucksweibchen haben sich auf die Wirtsvogelarten spezialisiert von der sie selbst erbrütet und großgezogen wurden. Die Eier sind in Ihrer Variabilität hervorragend, an die Wirtsvogeleier angepasst. Um ihre Eier zur rechten Zeit unterzubringen, kontrollieren die Kuckucksweibchen regelmäßig, wie weit der Nestbau der Wirtsvogelart vorangeschritten ist. Ein bekanntes Nest wird immer wieder besucht. Der Wirtsvogel darf zum Zeitpunkt der Ablage des „Fremd-Ei´s“ selbst noch nicht mit dem Bebrüten des Geleges begonnen haben. Das ist aus folgendem Grund sehr wichtig. Die Brutdauer für Kuckuckseier beträgt 12 Tage und ist damit geringer als die seiner Wirtsarten. Diese kurze Bebrütungszeit ergibt sich daraus, dass die Embryonalentwicklung bereits vor der Eiablage im Körper des Weibchens beginnt. Die Entwicklungsdauer der Eier der betroffenen Singvögel beträgt in der Regel 13-14 Tage. Dadurch wird gewährleistet, dass der Kuckuck als erster im Wirtsvogelnest schlüpft.
Bereits wenige Stunden nach dem Schlupf wird der noch blinde und nackte Jungkuckuck von einer Unruhe befallen und aktiv. Innerhalb der nächsten Tage (4-5) wirft der junge Kuckuck alles aus dem Nest, was sich mit ihm darin befindet. Ob Eier oder Jungvögel, alles wird mit den kleinen Flügelstummeln mit ruckartigen Stoßbewegungen über den Nestrand befördert. Damit steht der Entwicklung des Nestlings, die etwa 20-23 Tage dauert nichts mehr entgegen, da die Wirtseltern nun nur den entsprechend seiner Größe hohen Nahrungsbedarf des Jungkuckucks decken müssen. Obwohl der Kuckuck kein Singvogel ist, ist das Kuckucksjunge mit einem orangeroten Sperrrachen, wie für Singvögel typisch, ausgestattet, der den Fütterungstrieb der Stiefeltern stark anregt. Der Jungkuckuck sitzt sehr ruhig im Nest seiner Stiefeltern, da dieses in Größe und Stabilität den Anforderungen kaum gewachsen ist. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass mit Kuckucken belegte Sumpf- und Teichrohrsängernester, welche meist an Brennnesseln und Schilfhalmen befestigt sind, oft bis kurz über den Erdboden bzw. den Wasserspiegel abgerutscht sind. Dies führt häufig zu Verlusten durch auf Nahrungssuche befindlichen Säugern usw.. Die Nahrung der Kuckucke besteht aus Insekten, insbesondere Spinnen, großen Käfern, Libellen und Heuschrecken. Häufig frißt er auch große Raupen, oft auch behaarte Arten, die von anderen Tieren verschmäht werden. Die Brennhaare bleiben in seiner Magenschleimhaut ohne Schaden stecken. Als ausgesprochene Insektenfresser verlassen uns die Kuckucke im Juli/August und kehren erst im April aus dem tropischen Afrika zurück.
ZAUMSEIL führt im Atlas der Brutvögel Sachsen-Anhalts (1997) Folgendes über den Kuckuck aus:
„Der Kuckuck ist im Land Sachsen-Anhalt zwar vielerorts spärlich, aber doch landesweit verbreitet. Seit etwa 1970, verstärkt seit 1989, fiel eine Abnahme der Art auf. Die Ankunft der Männchen erfolgt Anfang Mai, in manchen Jahren schon Ende April. Kuckucke bevorzugen die halboffene Landschaft, sie meiden das Innere ausgedehnter dichter Waldgebiete und wenig strukturierte Agrarflächen. Lokale Verdichtungen wurden in der Nähe von verschilften Gewässern festgestellt. In der gleichmäßig besiedelten Dübener Heide wird der Bestand auf durchschnittlich 4 Rufer auf 10 km2 geschätzt (Gnielka). Als Wirtseltern wurden in den letzten Jahrzehnten im bearbeiteten Gebiet Rohrsänger, Neuntöter, Rotkehlchen, Gartenrotschwanz und alle 3 Stelzenarten gefunden. Die Rufaktivität der alten Männchen klingt im Juli schnell ab. Wahrscheinlich erfolgt die Abwanderung vieler Kuckucke bereits im Juli. Meist wurden nur die rufenden Männchen gezählt. Die Kuckucke sind agil, und die Rufe sind auffällig und weit zu hören. Dadurch bedingte Doppelzählungen und Überschätzungen wurden bei der Häufigkeitseinstufung rigoros eliminiert. Die „kichernden“ Weibchen sind viel seltener als die Männchen. Soweit Zahlen vorliegen, wurde ein Verhältnis von etwa 5:2 gefunden. Heftige Reaktionen von Weibchen auf eine Klangattrappe des Weibchenrufes zeigen das Revierverhalten auch der Weibchen.“
Natürlich treffen die gemachten Ausführungen auch für den von mir „bearbeiteten“ Bereich des nordwestlichen Burgenlandkreises zu. Neben den oben erwähnten Wirtsarten wurden meinerseits auch Kuckucks-Nachweise (Eier, Jungvögel) bei Dorngrasmücke, Gartengrasmücke und Rohrammer festgestellt. Für den untersuchten Bereich schätze ich den Brutbestand auf ca. 10-12 Brutpaare. Bei der Einschätzung der Brutpaarzahl ist jedoch, wie bereits oben erwähnt (Zaumseil, 1997), Vorsicht geboten.
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Aufgrund der interessanten Lebensweise des Kuckucks habe ich mich, verstärkt seit Mitte der 90er Jahre, mit der Kontrolle von Nestern möglicher Wirtsarten, im Untersuchungsgebiet sind das insbesondere Sumpf- und Teichrohrsänger, beschäftigt.
Die Ergebnisse von 30 Jahren Erfassung sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.
Art/Nr. | SRS | TRS | NT | GGM | DGM | RA | KK gesamt |
1984 | 18/2/0 | 0/0/0 | 1/0/0 | 0/0/0 | 1/0/0 | 0/0/0 | 2 |
1985 | 9/0/0 | 2/0/0 | 1/0/0 | 0/0/0 | 2/0/0 | 0/0/0 | 0 |
1987 | 5/0/0 | 0/0/0 | 1/0/0 | 0/0/0 | 0/0/0 | 0/0/0 | 0 |
1988 | 35/7/1 | 16/0/0 | 8/0/0 | 6/1/0 | 3/0/0 | 1/0/0 | 9 |
1989 | 2/2/1 | 4/0/0 | 15/1/0 | 8/0/0 | 2/0/0 | 0/0/0 | 4 |
1990 | 13/4/0 | 9/0/0 | 16/1/0 | 6/0/0 | 3/0/0 | 0/0/0 | 5 |
1991 | 28/2/1 | 5/0/0 | 10/0/0 | 6/0/0 | 3/0/0 | 4/0/0 | 3 |
1992 | 36/5/0 | 10/1/1 | 19/0/0 | 8/0/0 | 4/0/0 | 1/0/0 | 7 |
1993 | 46/4/1 | 10/0/0 | 45/0/0 | 6/0/0 | 3/0/0 | 2/0/0 | 5 |
1994 | 57/6/2 | 25/1/0 | 56/0/0 | 8/0/0 | 2/0/0 | 2/0/0 | 9 |
1995 | 64/9/1 | 37/0/0 | 33/0/0 | 2/0/0 | 2/0/0 | 1/0/0 | 10 |
1996 | 89/10/0 | 18/1/0 | 69/0/0 | 4/0/0 | 2/0/0 | 4/0/0 | 11 |
1997 | 99/6/5 | 22/3/0 | 47/0/0 | 4/0/0 | 0/0/0 | 2/1/0 | 15 |
1998 | 95/5/3 | 41/5/0 | 95/0/0 | 7/1/0 | 2/0/0 | 5/0/0 | 14 |
1999 | 112/8/1 | 47/0/0 | 123/0/0 | 8/0/0 | 2/0/0 | 3/0/0 | 9 |
2000 | 77/4/0 | 55/2/1 | 132/0/0 | 11/0/0 | 4/0/0 | 1/0/0 | 7 |
2001 | 120/2/2 | 43/2/0 | 132/0/0 | 12/0/0 | 3/0/0 | 3/0/0 | 6 |
2002 | 162/12/1 | 71/1/0 | 132/0/0 | 12/0/0 | 2/1/0 | 6/0/0 | 15 |
2003 | 106/10/2 | 35/1/0 | 129/0/0 | 5/0/0 | 2/0/0 | 1/0/0 | 13 |
2004 | 83/3/1 | 56/2/0 | 33/0/0 | 7/0/0 | 2/0/0 | 5/0/0 | 6 |
2005 | 146/12/2 | 83/1/1 | 45/0/0 | 6/0/0 | 0/0/0 | 5/0/0 | 16 |
2006 | 155/12/3 | 60/1/0 | 76/0/0 | 4/0/0 | 0/0/0 | 8/0/0 | 16 |
2007 | 114/5/4 | 65/1/1 | 55/0/0 | 0/0/0 | 1/0/0 | 6/0/0 | 11 |
2008 | 106/11/2 | 76/1/0 | 79/0/0 | 6/0/0 | 0/0/0 | 4/0/0 | 14 |
2009 | 101/7/3 | 82/1/1 | 97/0/0 | 6/1/1 | 0/0/0 | 1/0/0 | 14 |
2010 | 86/7/5 | 112/1/0 | 55/0/0 | 6/0/0 | 0/0/0 | 3/0/0 | 13 |
2011 | 59/6/1 | 107/7/1 | 81/0/0 | 6/1/0 | 1/0/0 | 1/0/0 | 16 |
2012 | 53/4/0 | 73/5/1 | 45/0/0 | 5/0/0 | 0/0/0 | 2/0/0 | 10 |
2013 | 25/1/1 | 36/4/1 | 63/0/0 | 5/0/0 | 1/0/0 | 2/0/0 | 7 |
2014 | 37/7/0 | 60/2/1 | 39/0/0 | 2/0/0 | 0/0/0 | 3/0/0 | 10 |
2015 | 77/4/1 | 62/3/4 | 44/0/0 | 4/0/0 | 0/0/0 | 2/0/0 | 12 |
2016 | 60/6/0 | 48/4/0 | 0/0/0 | 2/0/0 | 1/0/0 | 2/0/0 | 10 |
2017 | 47/8/2 | 63/1/1 | 17/0/0 | 2/0/0 | 1/0/0 | 1/0/0 | 12 |
2018 | 47/6/1 | 45/3/1 | 3/0/0 | 0/0/0 | 0/0/0 | 0/0/0 | 11 |
2019 | 27/2/1 | 21/5/1 | 2/0/0 | 3/0/0 | 1/0/0 | 2/0/0 | 9 |
2020 | 82/6/2 | 17/1/0 | 10/0/0 | 1/0/0 | 0/0/0 | 8/0/0 | 9 |
2021 | 66/5/0 | 30/2/0 | 8/0/0 | 0/0/0 | 0/0/0 | 3/0/0 | 7 |
2022 | 47/7/0 | 28/5/0 | 4/0/0 | 0/0/0 | 0/0/0 | 1/0/0 | 12 |
2023 | 71/9/1 | 17/1/1 | 3/0/0 | 1/0/0 | 0/0/0 | 0/0/0 | 12 |
2024 | 50/3/1 | 15/0/0 | 5/0/0 | 2/1/0 | 0/0/0 | 0/0/0 | 5 |
| |||||||
gesamt | 2712/229/52 | 1576/68/17 | 1828/2/0 | 181/5/1 | 50/1/0 | 95/1/0 | 376 |
Bruten Art / Kuckucks-Eier / Kuckuck Jungvögel
SRS-Sumpfrohrsänger/TRS-Teichrohrsänger/NT-Neuntöter/GGM-Gartengrasmücke/DGM-Dorngrasmücke/RA-Rohrammer
Noch ein paare Worte zu interessanten Auffälligkeiten:
1994, 2002 und 2017 fand ich jeweils 2 Kuckucks-Eier in einem Sumpfrohrsänger-Nest. 2003 war ein Nest sogar mit 3 Kuckucks-Eiern belegt. Aufgrund der Ähnlichkeit in Farbe und Zeichnung gehe ich davon aus, dass diese von dem selben Kuckucks-Weibchen stammten. In zwei Fällen war festzustellen, dass eines der beiden Eier bzw. 3 Kuckucks-Eiern, wahrscheinlich das jeweils Älteste, am Nestboden leicht eingebaut war und die Rohrsänger-Eier und das zweite bzw. dritte Kuckucks-Ei darüber lagen. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass einige mit Kuckuckseiern aufgefundene Rohrsängernester verlassen waren und diese ohne oder mit nur 1 bis 2 Wirtseiern belegt waren. Dies lässt darauf schließen, dass die Rohrsänger den Austausch der Wirtseier im Anfangsstadium der Brut (1-2 Eier) häufiger wahrnehmen und aufgrund der noch geringen Bindung an die Brut dieselbe verlassen.
Trotz vieler wissenschaftlicher Untersuchungen und entsprechender Ergebnisse stellt der Kuckuck für mich nach wie vor etwas ganz Besonderes dar. Deshalb werde ich, soweit es meine Zeit erlaubt, dem Kuckuck und seinen Wirten auch weiter auf der Spur sein.
Der Kuckuck ist übrigens ein Zugvogel, welcher den Winter in den tropischen Savannen Afrikas verbringt. Aufgrund des weit entfernten Überwinterungsgebietes spricht man beim Kuckuck um einen Langstreckenzieher. Der Kuckuck verlässt sein Brutgebiet bereits sehr früh im Jahr. Bereits im Juli ist selbst durch den geschulten Beobachter kaum noch ein Kuckuck wahrzunehmen. Bereits Mitte April sind sie jedoch wieder in unseren Breiten zu hören. Ich warte immer schon mit großer Freude auf den ersten Kuckucksruf. Leider hat auch der Kuckuck in den letzten Jahrzehnten merklich in seinem Bestand abgenommen.
Eine Auswahl von Bildern aus den Jahren 2020 bis 2024
Nachfolgend eine Auswahl von Bildern aus den Jahren 1984 bis 2019
Wolfgang Johann von Goethe zum Thema Kuckuck
(aus Johann Peter Eckerman – Gespräche mit Goethe (22) – Diskurs über den Kuckuck)
„Alles was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand“
Charles Darwin